Das Menuett in Paris, London und Leipzig
Von etwas obskurer Herkunft aus der französischen Provinz, eine Unschuld vom Lande sozusagen, gelangt sie eines Tages doch nach Paris und das Versailles Ludwigs XIV.. Mit ihrem Liebreiz verzaubert sie bald die ganze Hofgesellschaft, verdrängt in kurzer Zeit ihre Rivalinnen und sichert sich mit ihrer noblen Anmut die anhaltende Gunst des Königs. Kein Wunder, dass ihr Ruhm sich bald in ganz Europa verbreitet. Auf ihren Reisen jubeln ihr die Menschen in England und Deutschland ebenso zu wie in Italien oder Spanien, und alle lokalen Schönheiten verblassen neben dieser Königin der Ballsäle....
Das Menuett steht im Mittelpunkt dieses Kurses. Neben seinen Grundformen und Schrittvariationen werden wir uns insbesondere den stilistischen Unterschieden des Menuetts widmen, wie sie in den drei Hauptquellen des Barocktanzes von P. Rameau, K. Tomlinson und G. Taubert beschrieben sind. Darüber hinaus wollen wir anhand von Material aus "La Carlstadt" und anderen Choreographien die verschiedenen Charaktere des französischen, englischen und deutschen Tanzstils aus dem frühen 18. Jahrhundert weiter herausarbeiten.
Voraussetzungen:
Das Seminar wendet sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Barocktanzerfahrung. Grundkenntnisse des Schrittrepertoires und des hohen Port des Bras werden vorausgesetzt. Kenntnisse der Feuillet- Notation sind hilfreich. Dieser Kurs ist insbesondere geeignet für Teilnehmer am 3. Rothenfelser Tanzsymposion: "al ungaresca - al español", das sich unmittelbar an diesen Kurs anschließt.
Tagungsnummer: 225
Beginn: Sonntag, 3.6.12, um 18:30 Uhr mit dem Abendessen. Zimmervergabe ab 17:00 Uhr
Ende: Mittwoch, 6.6.12 um 12:15 Uhr mit dem Mittagessen
Irène Ginger gehört zu den profiliertesten Vertreterinnen des französischen Barocktanzes. Seit Jahrzehnten wirkte sie als Mitglied verschiedener Barocktanzkompanien wie Ris et Danceries, L'Éclat des Muses und L'Eventail an ungezählten Auftritten mit. Seit vielen Jahren ist sie auch in der Quellenforschung tätig, zuletzt veröffentlichte sie beim "Colloque Jean Noverre", Paris, 2010. Derzeit unterrichtet sie Barocktanz in Paris am Conservatoire National Superieur de Musique et de Danse und am Conservatoire à Rayonnement Regional. Irène wird den Hauptteil des Kurses leiten.
Hubert Hazebroucq, französischer Tänzer und Tanzforscher hat sich intensiv mit deutschen Barocktanzquellen auseinandergesetzt und wird Dienstagnachmittag Menuettvariationen nach Gottfried Taubert, 1717, unterrichten.