Festival für Ballett und Barocktanz

Das in der Kombination Ballett und Barocktanz wohl einzigartige Festival bietet seit seinem Bestehen jährlich im August in dem ansonsten als "Kaiserstadt" bekannten Bad Ischl in Österreich ein hochkarätiges Programm mit besonderen Raritäten der Alten Musik und des Tanzes. Gegründet um die Ballettkompanie Neoba, die sich im Tanz ganz der Alten Musik verschrieben hat - NEOBA steht für Neu-Ballett und Neu-Barock - hat es sich kontinuierlich zu einer internationalen Veranstaltungsreihe entwickelt.

Am Programm des diesjährigen Festivals, das unter dem Thema „Orient und Okzident“ steht, eine Balletturaufführung nach einem Märchen aus 1001 Nacht „Prinzessin Parisade und der goldene Vogel“,  als besondere Spezialität ein barocker Ballettabend in opulenten historischen Kostümen und eine große internationale Tanzgala mit Vertretern verschiedener Tanzensembles und Solisten aus Österreich, Deutschland und Tschechien.

Zwei Programmpunkte seien besonders erwähnt, der ZAUBER der ARMIDE - ein barockes Ballett über Liebe und Verblendung, getanzt vom renommierten Barocktanzensemble La Danza München unter Jadwiga Nowaczek (25.8.) und als Höhepunkt der Tanzgala (31.8.) ein Tanzjuwel - die Chaconne aus der Oper "Idomeneo" von W. A. Mozart, vorgestellt von Rainer Krenstetter, erster Solotänzer am Staatsballett Berlin.

DER ZAUBER DER ARMIDE

Die morgenländische Prinzessin Armide verliebt sich wider Willen in ihren größten Feind, den Ritter Renaud, der sie seinerseits ignoriert. Nur durch ihren Zauber kann sie seine Liebe erlangen, die aber, da sie auf Täuschung beruht, eine falsche Liebe ist. Renaud wird durch andere Ritter von Armides Zauber erlöst und verlässt sie auf der Stelle. Armide unterliegt ihrer eigenen Verblendung und verfällt dem Wahnsinn.

Die Vorlage für diese dramatische Geschichte ist die Oper Armide von J. B. Lully. Mit den Mitteln des barocken Balletts wird die Handlung nachgezeichnet, unterbrochen von Originalzitaten aus dem Libretto der Oper. Eines der Höhepunkte ist die Aufführung der berühmten Passacaille d’Armide.

Das Interesse am Orient wurde in früheren Jahrhunderten wesentlich durch die Kreuzzüge gespeist. Es entstanden neben zahlreichen Reiseberichten auch viele Ritterromane. Als zentrales Werk kann Torquato Tassos Epos „Gerusalemme liberata“ gelten, das den Kampf von christlichen Rittern und Muslimen zum Gegenstand hat. Dieses Epos fand eine riesige Verbreitung und inspirierte viele weitere Dichter und Librettisten zu eigenen Adaptionen der Vorlage Tassos. Einer von ihnen ist Philippe Quinault, der das Libretto zur Oper Armide schrieb und für die französische Oper mit all ihrer Prachtentfaltung, Bühnenmaschinerie und opulenten Balletten umgestaltete.

 

Die CHACONNE aus der Oper "Idomeneo" von W. A. Mozart.  Das hier gezeigte Solo, ursprünglich für die Salzburger Festspiele choreographiert, geht vom streng historischen Tanz aus und entwickelt sich bis zum heutigen 'modernen' Tanz.

Die Chaconne in der Opera seria Idomeneo (UA 1781) ist nicht nur Mozarts bedeutendste Komposition für Ballett, sondern gehört auch zu den wichtigsten Ballettkompositionen jener Zeit überhaupt. In der Regel wurde die Ballettmusik als abschließende künstlerische Aussage zum glücklichen Ausgang des Bühnengeschehens nicht vom Komponisten der Oper geschrieben, sondern von einem Spezialisten für diese Art von Musik, einem Ballettkomponisten eben. Die Chaconne in Idomeneo jedoch komponierte Mozart selbst. In ihrem provokativen musikalischen Gestus bietet sie auch heute noch eine Herausforderung für den Tanz in seiner Suche nach dramaturgischen, inszenatorischen und choreographischen Visualisierungen.

Dramaturgie/Inszenierung/Choreographie: Sibylle Dahms/Claudia Jeschke
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Tänzer: Rainer Krenstetter
Rekonstruktion und Interpretation der Kostüme nach historischen Vorlagen aus den Derra de Moroda Dance Archives; Dorothea Nicolai
 

Weitere Details zum Programm der Tanztage auf www.tanz-tage.at