Video of Radamisto rehearsal

The Badisches Staatstheater Karsruhe is preparing a very interesting performance of Händel's opera "Radamisto". It will be a historically informed performance, which means, that the production will very close to the production of 1720. It will be with candle light, the costumes will be in the 18th century style and there will be dance with 10 baroque dancers.

The performances will be by the end of February 2009.

The Theatre has published a nice little film, that has been recorded at the rehearsels and that gives some impressions about the tempting performance. The film shows how Sigrid T'Hooft is reheasing with the singers.

Comments

Niels Badenhop's picture

Wie viele Kollegen und Tanzbegeisterte war auch ich bei einer der Aüfführungen in der letzten Woche in Karlsruhe. Als großer Verfechter von historisch ausgerichteten Aufführungen war ich um so neugieriger, wie Sigrid d'Hooft und das Ensemble in Karlsruhe, vor allem aber das Tanzensemble, in dem viele Bekannte von mir mitwirkten, an die Oper herangehen würden. Die Videos der Proben ließen eine sehr detailierte Vorbereitung erahnen. Leider erwies sich der Abend dann aber doch als wenig abwechslungsreich. Grundsätzlich empfand ich das Gesamtergebnis durchaus als sehr sehenswert. Sigrid und den Bühnenausstattern gelang es die Eleganz und den gestischen Fluß der Opern des 18. Jahrhunderts einzufangen. Die Kostüme und Bühnenbilder waren, von einigen Ausrutschern mal abgesehen (klappernde Schleppen und die furchtbaren orientalischen Tanzkostüme des zweiten Aktes) durchweg beeindruckend. Vor allem die Beleuchtung mit Kerzenlicht empfand ich als sehr stimmungsvoll. Zu Beginn empfand ich auch die gestische Arbeit als gelungen, aber als Dozent für Bühnengestik und Barocktanz an diversen Hochschulen muß ich leider sagen, dass der Gestenkanon der Aufführung sich nicht steigerte im verlauf der Oper, sondern bei c.a 10 von 50 möglichen Grundgesten verblieb. Das mag dem Laien nicht aufgefallen sein, aber für mich litt die Dramatik dadurch doch sehr. Wieviel stärker hätte man einige Szenen gestalten können, hätte man die Rhetorik der Hände reichhaltiger gestaltet und auch die für die Oper üblichen hohen Arme eingesetzt. So aber beschränkte sich die Gestik bei einigen darstellern nur auf Handdrehungen.
Das Sängerensemble sang durchweg gut, jedoch auch hier fehlte für mich jegliche Dramatik. Das typische der Opernkunst Händels ist ja gerade, dass fast jeder Sänger mit Arien unterschiedlichen Ausdrucks bestückt ist und es ist gerade die Kunst diesen Ausdruck auch ändern zu können. Dies gelang einzig der Darstellerin der Polixena an manchen Stellen. Alle anderen blieben dynamisch und dramatisch auf dem gleiche Level den ganzen Abend. Schade, bot die tolle Musik Händels doch genug Raum um mehr daraus zu machen.
Das Tanzensemble zeigte viel Präsenz auf der Bühne, jedoch empfand ich die ständigen Fuß- und Handpositionswechsel, vor allem der Männer, während der Arien als sehr störend im Hintergrund. Mir wurde klar, warum zeitgenössische Autoren, wie Mattheson, immer darüber schimpfen, wie störend es ist, wenn während der Arien die Kollegen auf der Bühne durch Bewegungen von den Solisten abzulenken versuchen. Ich finde es nicht schlimm, auch die nichtsingenden Personen in die Bewegung auf der Bühne einzubinden, aber nur wenn es szenisch oder musikalisch motiviert ist(etwa in den Zwischenritornellen der Arien), aber nicht völlig unmotiviert, wie hier gesehen. Die getanzte Batailla im ersten Akt war mir dann leider auch nicht dramatisch genug choreographiert und geriet, wie die Vorgabe durch die Statisten, etwas peinlich. Die männlichen Tänzer waren leider sehr unsynchron in diesem Teil, was durch die hervoragenden Damen als Amazonen noch mehr herausgestellt wurde. Im zweiten Akt steigerte sich das Tanzensemble dann aber gewaltig. Die Idee Ritornellteile der Arien tanzen zu lassen (z.B. Furien) hätte man noch ausbauen sollen, nicht nur für drei Arien. Die Chaconne am Ende des zweiten Aktes war dann doch der tänzerische Höhepunkt des Abends - absolut großartig!! Vor allem Ingolf Collmars solo war toll. das Finale im dritten Akt ließ dann leider nur noch wenig Raum für eine Steigerung, vorwiegend aus Platzmangel auf der Bühne.
Wie gesagt, für mich ein wenig abwechslungsreicher Abend, von der tollen Musik mal abgesehen. Insgesamt aber natürlich in jedem Fall sehenswert, wenn man sich für die Bühnenkunst des barock interessiert.
Niels Badenhop

Milo Pablo Momm's picture

Das Herrensolo wurde übrigens von nicht von Ingolf Colmar, sondern von Guillaume Jablonka getanzt. Ingolf hatte einen kurzen Pas de Deux innerhalb der Amazonenschlacht.