An diesem Wochenende begeben wir uns auf eine Tour de Force durch 500 Jahre Tanzgeschichte. Für jedes Jahrhundert habe ich einfache beispielhafte Tänze ausgewählt und wir gewinnen so einen quellenbasierten Überblick über das, was wir als historischen Tanz bezeichnen.
Am Samstag steht die Renaissance im Mittelpunkt. Wir beginnen im 15. Jahrhundert mit den ersten erhaltenen rekonstruierbaren Tänzen aus Italien und Frankreich. Die wichtigste Tanzform dieses Jahrhundert ist sicherlich die Bassedanse, die italienischen Balli sind allerdings für uns heute wesentlich spannender.
Im 16. Jahrhundert haben wir dann zusätzlich bereits Quellen aus England und Deutschland. Im Italien des Cinquecento werden die Tänze zum Teil sehr anspruchsvoll und stehen dem heutigen Bühnentanz in nichts nach. In manchen Gruppen erfreuen sich daher insbesondere die einfachen Tänze, die uns ein französischer Kanoniker mit dem Pseudonym Arbeau überliefert hat, großer Beliebtheit. Der wichtigste Tanz dieses Jahrhundert ist sicherlich die Galliarde.
Am Sonntag stehen dann Barock, Rokoko und das 19. Jahrhundert im Mittelpunkt. Im Tanz ist der Übergang von der Renaissance zum Barock fließend. Für Spanien erscheint 1630 noch eine Übersetzung eines alten italienischen Tanztraktates, in Frankreich läutet De Lauze technisch bereits 1623 die barocke Technik ein. In England tanzt man noch bis spät ins 17. Jahrhundert zu Melodien aus der Renaissance – die geselligen englischen Tänze erfreuen sich auch heute noch einer großen Beliebtheit.
Während Ludwig XIV. als der tanzende König in die Geschichte eingeht, ist die choreographische Quellenlage im Frankreich des 17. Jahrhunderts erstaunlich dünn. Der Tanz des Jahrhunderts ist sicherlich die Courante als Lieblingstanz des französischen Königs, bevor das Menuett diesen Platz einnimmt.
Im 18. Jahrhundert hat das Menuett dann seinen Siegerkranz als Tanz des Jahrhunderts vollends erreicht. Aber auch die aus England importierten Country Dances in einer Gassenaufstellung, die Franzosen sagen Contredanse dazu, werden zu einem Massenvergnügen. In Frankreich wird mit den Cotillons eine eigene Gruppentanzform erfunden. Extrem bedeutend für den historischen Tanz ist eine weitere, im Jahr 1700 veröffentlichte, Erfindung – eine graphische Notation von Tanzschritten, die wir heute als Beauchamp-Feuillet Notation bezeichnen.
Unserer Reise endet im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Walzers. Während die Ballettbewegungen, die heute immer noch eine Grundlage des Bühnentanzes bilden, nun kodifiziert werden, verflacht der Tanz im Ballsaal. Neben den Rundtänzen erlernt man jetzt nur noch eine kleine Anzahl von Quadrille-Choreographien, für die immer neue Musik bereitgestellt wird. Und ein neuer Spaßtanz: der Cotillon (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Tanz aus dem 18. Jahrhundert) ist nun ein Höhepunkt des Ballabends.
Die Zeiten sind:
Samstag 13:00-15:30 und 16:15-18:45 Uhr
Sonntag 10:00-12:30 und 13:30-16:00 Uhr
Historischer Tanz in Frankfurt 2024:
27.-28. April Rokoko:
Der Gesellschaftstanz im Rokoko im Überblick
8.-9. Juni Barocktanz:
„L' Heureuse Retour“ und andere leichte Barocktänze
7.-8. September Alle Zeiten:
Der wilde Tanz durch die Jahrhunderte
15.-16. Juli 19. Jahrhundert – Biedermeier:
Der Tanz um 1848
2.-3. November und
9.-10. November Empire:
Das Jane-Austen Wochenende
7.-8. Dezember Barocktanz:
„La princesse de Darmstadt“
Weitere Informationen finden sich auf meiner Webseite www.historische-tanzkunst.de sowie im Flyer.
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Flyer: Jahresprogramm historischer Tanz in Frankfurt/M | 657.19 KB |
Flyer: Der wilde Tanz durch die Jahrhunderte | 220.4 KB |